Stets in englischer Sprache, funkeln 15 Perlen der Romantik als faszinierende Synthese aus Klassik und Jazz in duftender Eleganz, die ungeachtet allen Klarinetten-Jubels von Joris Roelofs und der filigranen Rhythmen von Ingrid Oberkanis den originalen Duktus bewahren. Wobei etwa Eichendorffs „Lied“ als „A Song“ einen tänzerischen Charme entfaltet. Während der blumige Goethe-Text der hier als „Little Red Rose“ aufblühenden Deflorations-Poetik „Heidenröslein“ in subtil swingender Pracht mit einem duftigen Klavier-Solo von Mathias Rüegg veredelt wird. Der auch im morbid-verträumten „The Cool Of Night“ der Heine-Zeile „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ ihren Schrecken nimmt und sich ansonsten als ausdrucksstarker Sinnträger im farbenreichen Geschehen erweist.
Wie brillant der Wahl-Wiener die Brahms’schen Kunstlieder in unerhört neue Form gebracht hat, zeigt sich in den Details seiner Arrangements. Etwa einem gepfiffenen Solo von Anna Bux oder dem melancholischen Bassklarinetten-Intro zum Volkslied „Du mein einzig Licht“, bevor Lia Pale unbegleitet „You are my only light“ bekennt, um dann von der sich langsam einschwingenden Band getragen zu werden. Während bei „Echoes“ der sonor-vibrierende Bass von Hans Strasser zu Ehren kommt, der den aufbrausenden Jubel satt grundiert. Mit Eichendorffs „Mondnacht“ samt kleinem Melodica-Solo klingt „The Brahms Songbook“ in einer wundersam heiter-verhaltenen Ausdruckstiefe aus.
Sven Thielmann
Lia Pale & Mathias Rüegg | The Brahms Song Book
Mit sensiblen Neudeutungen der Kunstlieder von Franz Schubert und Robert Schumann sorgte Lia Pale bereits für Begeisterung. Nun lotet die glasklar agierende Sopranistin mit dem Pianisten und Arrangeur Mathias Rüegg auch das Liedgut von Johannes Brahms bezaubernd aus.

Bei unseren Partnern erhältlich als CD oder Download:
Lia Pale: The Brahms Songbook; Lia Pale (voc, fl, bfl), Joris Roelofs (cl, bcl), Mathias Rüegg (p, melodica, arr) u. a. Lotus / Harmonia Mundi